Des Menschen Hybris kennt die Grenze nicht
Er baut den Babelturm aus Glas und holt den Ozean an Land
Das blanke Machwerk stolz im Angesicht
Bemerkt er nicht, dass es gebaut auf Sand

In die verkehrte Arche lädt er die Tiere ein
Sie zu begaffen durch die diaphane Wand
In grelles Licht gezerrt ihr ephemeres Sein
Doch düstres Zukunftsgleichnis ist's, so mancher ahnt

Es geht ein Riss hindurch des Menschen Schaffenswut
Dieweil er sich ergötzt an seinem Tand
Und so ergiesst sich nachts die große Flut
Nur Trümmer noch, wo einst sein Denkmal stand

So wird, Prometheus gleich, des Menschen Schuld beglichen:
Alles bricht, was er erschafft mit seiner Hand
Alles Leben seinem Ozean entwichen.
Und überschwemmt von ihm bewohntes Land



Mai 2023