Elegische Festrede, etwas holprig, so wie es dem Leben geziemt.

So wie ein Tag beginnt, so wird er auch vergehen
Ein wissend Mensch, er nutzet wohl die Zeit
Pläne werden Tat, Ereignisse geschehen
Der Tag ist um, man sagt, das war's für heut.

Tage werden zu Wochen, Jahrzehnten, ein halbes Jahrhundert
Es ahnt der Mensch, ist das denn was ich bin?
Doch er verscheucht den Augenblick wo er sich wundert
Wo ist denn nur die ganze Zeit dahin?

So fliehen die Leben hinfort, in weltlich schaffender Plage
Erst ist es früh, dann ist es spät, dann Nacht
Ein Mensch, er sucht die Antwort nicht, und nicht die Frage
Dann kommt der Schlaf, aus dem man nicht erwacht

Doch Halt! Es merkt der Mensch, so will er nicht verenden
Das Leben ist doch nicht nur Müh und Not
Die eig’ne kurze Zeit so schändlich zu verschwenden
Man ist doch viel zu lange tot

Es gibt doch Kerl und Weib und Bier und Wein, Gesänge
Ihr Freunde, kommt herbei und füllt den Krug
Wir sammeln heut’ uns hier im fröhlichen Gedränge
Dass keiner kommt und sagt, jetzt ist genug

Heut ist des Menschen eng beschränkte Zeit vergessen
Er steht herum und säuft und quatscht und küsst
Die Götter sagen, ach, der Mensch, er ist vermessen
Der Mensch, er sagt, so muss es, wie es ist

So fliegen die Stunden hinfort in weithin schallend Gelage
Erst wird es spät, dann wird es Nacht, dann früh
Ein Mensch, er braucht die Antwort nicht, und nicht die Frage
Dann kommt der Schlaf und man erwacht in Agonie

Und wenn wir dereinst auf dem Totenbette liegen
geht der Gedanke hin zum heut’gen Tag
Wo wir des Menschen elend Trauerlos besiegen
Und grinsend geh’n wir in den Sarg



Februar 2022